dies und das...
... und mehr
Einführung in die Erdgeschichte
Vor 4.800.000.000 Jahren begann die Geschichte unserer Erde.
Wir stellen uns vor, dies sei der 1. Januar, 0.00 Uhr. Wir befinden uns heute
am Ende dieses "geologischen Jahres", am 31. Dezember, es ist Mitternacht.
Die Dimension der Ereignisse wird dadurch verständlicher.
Januar | ||
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Februar | Am 25. Februar erstarrt die Erdkruste |
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März | Die ältesten Organismen (Verwandtschaft der Hefepilze) erscheinen am 14. März |
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April | Erste kernlose Einzeller betreten am 14. April die Bühne des Lebens. | |
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Mai | ||
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Juni | ||
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Juli | ||
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August | Grosse Algenriffe bilden sich am 12. August. | |
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September |
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Oktober | ||
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November | Vielzellige Tiere treten am 4. November auf die Bühne des Lebens, die "kambrische Explosion", das schlagartige Auftreten zahlreicher schalen- tragender Tiergruppen setzt ein. Der Schritt an Land durch primitive Pflanzen geschieht am 28. November. |
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Dezember
Knochenfische folgen am 2. Dezember. Einen Tag später bilden sich die riesigen Steinkohlelager.
Einfache Säugetiere sind seit dem 15. Dezember bekannt. Der Urvogel Archaeopteryx lebt am 17.
Dezember. Am 19. Dezember treten erstmals Blütenpflanzen auf. Die Saurier, Ammoniten,
Belemniten und viele weitere Tiergruppen sterben am 25. Dezember aus. Am Silvestertag beginnt
das Zeitalter der grossen Eiszeiten.
und dann erst...
am 31. Dezember also, um 20.00 Uhr, erscheint der Mensch.
Um 23.00 Uhr entdeckt er das Feuer und um 1,5 Sekunden vor Mitternacht wird die
Dampfmaschine erfunden.
Man gliedert die Erdgeschichte in Erdurzeit, Erdaltertum, Erdmittelalter und Erdneuzeit.
Diese Erdzeitalter wiederum werden in Systeme (Zeitabschnitte) unterteilt.
Überreste mehrzelliger Organismen sind seit etwa 700 Millionen Jahren bekannt.
Als Fossilien sind sie in der gesamten Erdgeschichte nachweisbar. Es handelt sich dabei
überwiegend um die Gehäuse oder Überreste im Wasser und auf der Erde lebender Tiere
und Pflanzen.
Die Altersbestimmung der Schichten geschieht vorwiegend mit Hilfe radioaktiver Messungen oder
durch Leitfossilien.
Als Leitfossilien bezeichnet man häufige Arten mit vertikaler Kurzlebigkeit und großem
Verbreitungsgebiet
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Wie schnell ein totes Tier oder ein Pflanzenrest verwesen kann, wissen wir aus eigene Erfahrung.
Am schnellsten werden dabei die Weichteile des Organismus zerstört, späterzersetzen sich auch
der harte Panzer oder die Knochen. Damit ein Lebewesen versteinern kann, muss es möglichst
rasch von Sediment bedeckt werden. Nur durch einen schnellen Sauerstoffabschluss kann die
Verwesung der organischen Bestandteile unterbunden werden. Prinzipiell ist von einem Lebewesen
alles erhaltungsfähig, jedoch findet man als Versteinerung in der Hauptsache die Hartteile, also
Knochen, Zähne, Panzerteile, Schalen oder bei Pflanzen Holz und Samen.
Man schätzt, dass nur etwa 1% der Organismen in Sediment eingebettet werden, und nur 1% von
diesen werden schliesslich als Fossil überliefert. Der Rest wird im Laufe der Jahrmillionen im Fels
aufgelöst oder zerstört.
Wenn wir an der Nord- oder Ostseeküste spazieren gehen, so treffen wir überall auf Muschelschalen
und Schneckengehäuse. Die Tiere sind längst gestorben, der Weichkörper diente anderen Tieren
als Nahrung oder ist verwest. Der harte Panzer ist übriggeblieben, er wurde von den Wellen hin und
her geworfen und schliesslich an den Strand gespült. Mit der Zeit wird die Schale dann von Sand und
Schlick überdeckt. Sie wird Teil des Sedimentes. Gräbt man im Watt der Nordsee oder auch
am Strand der Ostsee, so trifft man noch in grösserer Tiefe auf Muscheln und Schnecken.
Diese Organismenreste sind bereits vor vielen Jahren von Sediment bedeckt worden und
sind jetzt die "Fossilien der Zukunft".
Die Erhaltung der Fossilien hängt davon ab, wie schnell der Panzer eingebettet wurde.
Haben Wellen und Brandung die Schale noch lange bewegt, so ist sie abgerollt und beschädigt.
Hat sie lange an der Oberfläche des Sedimentes gelegen, so konnten andere Organismen sie
besiedeln oder haben gar die Schale angebohrt. Herrscht im Ablagerungsbereich eine starke
Strömung, können langgestreckte Organismen eingeregelt werden, d.h. sie zeigen alle in
dieselbe Richtung. Muscheln liegen in einem Gebiet mit starker Strömung mit der gewölbten
Seite nach oben, in einem Bereich mit schwacher Strömung zeigt die gewölbte Seite
nach unten. Einige Panzer erzeugen Schleifmarken auf dem Untergrund, ehe sie schliesslich
liegenbleiben.
Werden die Organismen in ihrem Lebensraum selbst eingebettet, nennt man dies "autochthon",
sind sie von ihrem Sterbeort mehr oder weniger weit verfrachtet worden, so heisst es "allochthon".
Dies ist meistens der Fall, denn in unseren Meeren oder Flüssen herrscht fast überall eine gewisse
Strömung. Hierzu gehören auch die zusammengespülten Muschelschalen am Strand.
Solche Anhäufungen bezeichnet man als Grabgemeinschaft oder "Thanatocoenose".
Zahlreiche Faktoren können also das Schicksal eines Organismus nach seinem Tod bestimmen.
Die Fossilien erzählen uns von ihrem Schicksal und ihrem Lebensraum.
Man kennt unterschiedliche Erhaltungszustände eines versteinerten Tieres.Bei einem Körperfossil
ist die ursprüngliche Substanz der Hartteile überliefert. Hierzu zählen viele Muscheln und
Schnecken, die uns in tertiären Geschieben begegnen, also nur wenige Millionen Jahre alt sind.
Ein Steinkern ist der Ausguss des Panzers, die Schale selbst ist aufgelöst. Das beste
Beispiel hierfür sind die Feuerstein-Seeigel, die wir auf Feldern, in Kiesgruben oder an den
Küsten der Ostsee finden. Bei einem Abdruck ist nur noch ein vom Gestein abgeformter Körper
erkennbar. Fossilien können auch im Bernstein oder als Kohle überliefert sein. Man kennt im Eis
von Sibirien eingefrorene Mammuts oder verschiedene Säugetiere, die in den Asphaltseen
Nordamerikas über Millionen von Jahren erhalten geblieben sind.
Bei dieser Art der Erhaltung wäre der Begriff "Versteinerung" fehl am Platz.
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Als anstehend bezeichnet man das Meeressediment am Ort seiner Entstehung
("gewachsener Fels"), in welches das spätere Fossil nach seinem Tode eingebettet wurde.
Diese Sedimente können von kalkiger (Kalkstein und Kreide),
schiefriger, toniger oder sandiger Beschaffenheit sein.
beachtenswert und interessant: schräggestellte Schichten,
Osmundsberg, Schweden
Somit finden wir Fossilien im Anstehenden in Steinbrüchen und Kreidegruben der Zementwerke,
in Ziegelei-Tongruben oder in natürlichen Aufschlüssen an einigen Küsten von Nord- und Ostsee
sowie z.B. in Dänemark an den Küsten einiger Fjorde.
Alle diese Meeressedimente haben eines gemeinsam:
sie sind durch Stauchung, Faltung oder Verschiebung an die Erdoberfläche gelangt und dadurch
für uns zugänglich geworden. Bei uns in Schleswig-Holstein gibt es nur an wenigen Stellen
anstehendes Material.
Hier finden wir die Fossilien in den eiszeitlichen Geschieben aus Baltoskandien an den
Steilküsten von Nord- und Ostsee und in den vielen Kiesgruben des Landes.
die Kreidegrube 'Saturn' darf nur mit ausdrücklicher
Genehmigung unter Beachtung der üblichen
Sicherheitsregeln begangen werden.
Klassische Fundstellen anstehender Schichten in Schleswig-Holstein sind die Kreidegruben von
Lägerdorf und Kronsmoor mit ihren schönen Seeigeln, Belemniten, Brachiopoden, Austern,
Schwämmen sowie seltener Nautiliden und Haifischzähnen, und der untereozäne Tarraston von
Katharinenhof auf Fehmarn mit seinen in Pyrit erhaltenen Schnecken, Seelilienstielgliedern,
Hölzern und Palmenfrüchten, die leider zerfallen, wenn sie feuchter Luft ausgesetzt sind.
Weiter zählen hierzu noch das unter Naturschutz gestellte Morsumkliff auf Sylt mit seinem
obermiozänen Glimmerton und seiner reichen Molluskenfauna und die "Düne" bei Helgoland,
auf der man angespülte Belemniten, Röhrenwürmer und sog. Katzenpfötchen
(Ammonitenbruchstücke) der unteren Kreide finden kann, zu den wenigen Fenstern, die
einen Blick in die geologische Vergangenheit Schleswig-Holsteins erlauben.
Der Helgoländer Buntsandstein ist fast fossilleer.
Aber auch durch das Sammeln in den Ablagerungen des skandinavischen Raumes kann man eine
Fülle von Fossilien bergen. Die klassischen Fundgebiete in Dänemark sind die obere Kreide
von Mon, das Danien von Faxe und Stevn's Klint auf Seeland und von Dalbyover und Assens in
Nordjütland, der eozäne Moler er Inseln Mors und Fur mit seinen Fischen, Insekten und
Pflanzenresten und das Oberoligozän vom Limfjord nördlich Skive's mit seinen Schnecken
und Krabbenkonkretionen.
Leider ist der klassische Fundpunkt in Gram nicht mehr zugänglich, aber ein kleines Museum im
Schloss des Ortes zeigt einen fossilen Wal und einen grossen Teil der Meeresfauna dieser Gruben.
Schweden ist das klassische Land, um im Kambrium, Ordovizium und Silur zu sammeln.
Einige Gebiete sollen genannt sein: der Lugnåsberg für das unterste Kambrium, der Kinnekulle,
Närke und Öland für das obere Kambrium und untere und mittlere Ordovizium; der Siljanring
in Dalarna für das obere Ordovizium und Gotland für das Silur.
die oberste ordovizische Ebene (mitt. Ord.), Skövde, Schweden
Aber man sollte nicht nur die Fundgebiete und Fundorte kennen, sondern muss auch wissen,
wie man sich in ihnen verhält. Man sollte sich stets bewusst sein, dass man Gast ist und
wiederkommen möchte.
Grundsätzlich ist jeder Fundpunkt im Privatbesitz oder im Besitz einer Gemeinde und man
hat um die Erlaubnis des Sammelns zu fragen. An den Stränden und Küstenkliff's ist das
Sammeln meisterlaubt oder wird geduldet. In Steinbrüchen, Tongruben und Zementwerken
braucht man eine Sammelgenehmigung.
In jedem Land gelten verschiedene Gesetze für das Sammeln, auf die hier nicht nähereingegangen
wird, die aber z.B. in "Fossilien", einer Zeitschrift für Hobbypaläontologen oder in dem Buch von
Palle GRAVESEN "Fossiliensammeln in Südskandinavien" beschrieben sind.
Sammeln im Anstehenden macht Spaß.
Ist man schon einige Zeit dabei und hat sich einschlägige Literatur angeschafft, so weiss man in
etwa, was an den verschiedenen Fundpunkten zu erwarten ist. Trotzdem ist man vor erfreulichen
Überraschungen nicht sicher. So gehören z.B. ein grosser Tannenzapfen, ein Heuschreckenkrebs
oder ein Haiwirbel in einer oligozänen Konkretion wohl zu den grösseren Überraschungen. Auch in
Dalbyover einen schönen Seeigel der Gattung Phymosoma zu finden, lässt das Herz höher schlagen.
Die Fossilien müssen nun zu Hause präpariert und beschriftet werden, was den
grössten aber vielleicht auch interessantesten Teil des Sammelns ausmacht.
Ein Motto steht aber immer dahinter:
"Jedes geborgene Fossil hat die Chance, ein gerettetes Fossil zu werden".
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Die umfangreiche Hinterlassenschaft der Eiszeiten verleitet förmlich dazu, auch Gesteine und
Mineralien in eine Sammlung aufzunehmen. Deshalb soll diesem kristallinen Geschiebe ebenfalls
ein kleiner Beitrag gewidmet werden.
Was sind denn nun Mineralien, was sind Gesteine?
Alle als Bestandteile der Erdkruste vorkommenden anorganischen Körper, die strukturell,
chemisch und physikalisch einheitlich aufgebaut sind, werden als Mineralien bezeichnet.
Gesteine werden als Aggregate von Mineralien in größerer Ausdehnung definiert.
Die Vielfält der Gesteine ist unendlich gross, eine exakte Bestimmung und Benennung ist oft
problematisch, während sich Mineralien durch verschiedene Analysen relativ leicht und sicher
bestimmen lassen. Vor allem am Strand fallen optisch interessante Gesteine ins Auge, weil die
Farbkontraste auf einem nassen Stein deutlich hervortreten.
Allein mit den verschiedenen Porphyren konnte man eine umfangreiche Sammlung
zusammenstellen. Porphyre sind Ergussgesteine, die in einer dichten feinkörnigen
Grundmasse grössere Kristalle als Einsprenglinge aufweisen. Das bei den Sammlern
beliebteste Gestein dieser Art dürfte der Rhombenporphyr sein. Zu erkennen ist
er an den namengebenden spitzrhomboedrischen Feldspateinsprenglingen.
Ein ähnliches Aussehen hat der Paskallavikporphyr, hier sind die Einsprenglinge jedoch
abgerundet. Diese beiden Porphyre gehören zu den sogenannten Leitgeschieben.
Leitgeschiebe sind Gesteine, deren Herkunftsgebiet genau bekannt ist, weil diese besondere
Ausbildung nur an einem ganz bestimmten Ort bzw. in einemeng begrenzten Gebiet vorkommt
und sich somit der Transportweg durch das Gletschereis hervorragend verfolgen lässt.
Der Rhombenporphyr ist anstehend nur im Raum Oslo bekannt, hier ist dieses Gestein
also entstanden. Der erwähnte Paskallavikporphyr wurde aus dem schwedischen Småland
zu uns verfrachtet. Der durch seine kräftige rotbraune Farbe und die eingeschlossenen,
rundlichen Quarzkörner auffallende Åland-Quarzporphyr stammt aus dem Gebiet der
finnischen Åland-Inseln, ebenso der Rapakivi-Granit.
Aus Schweden, nämlich aus dem Gebiet des Kinnekulle nordöstlich von Göteborg, kam
der Kinnediabas zu uns. Dieses anstehend nur dort bekannte grau-schwarze Gestein finden
wir an manchen Strandabschnitten ausgesprochen häufig. Die Liste der Leitgeschiebe ist
bedeutend länger. Im Rahmen dieser Information sollte die Beschreibung der
genannten Stücke aber genügen.
Erwähnt werden sollen jedoch noch einige weitere Gesteine, die wegen ihrer
ansprechenden Ausbildung immer wieder in Sammlungen auftauchen.
Unter der Bezeichnung Unakit wird vor allem in Norwegen ein aus grünem Epidot und rotem
Feldspat bestehendes Gestein zu Schmuck verarbeitet. Die kräftigen Farben sind im Spülsaum
vor unseren Steilküsten nicht zu übersehen. Durch die Ausbildung relativ grosser Feldspat-
kristalle in den Farbenrot und gelb sowie grauer Quarze machtder Pegmatit auf sich auf-
merksam. Kräftige Farben zeigen bisweilen auch die aus Feldspat bestehenden"Augen" im
Augengneis. Im Granatglimmerschiefer und auch anderen Gesteinen finden wir rote Kristalle
von Granat, manchmal in beträchtlicher Grösse. Leider ist diese Granatqualität nicht
schleifbar und auch längst nicht so lupenrein wie der von der Schmuckherstellung
bekannte böhmische Granat.
Manche Brekzien und Konglomerate - wie z.B. der hier seltene Puddingstein - sind ebenfalls
auffallende und sammlungswürdige Gesteine aus unserem Geschiebe. Der bei uns so häufige Flint
oder Feuerstein findet allgemein wenig Beachtung, vielleicht, weil er eben so häufig auftritt.
Dabei ist der Feuerstein ein durchaus interessanter Stein. Im strengen Sinne müsste man ihn
eigentlich zu den Mineralien zählen, es handelt sich hier um eine Quarz-Varietät. Den Begriff
Mineralien verbindet man aber wohl zunächst mitSchaustufen von Bergkristall und Rauchquarz
aus dem alpinen Bereich oder gar mit Schmuck und Edelsteinen.
Kann man denn Mineralien auch im Geschiebe finden?
Das kann man durchaus, man muss nur bereit sein, seine Ansprüche bezüglich Fundhäufigkeit
und Grösse der Objekte erheblich herunterzuschrauben. Grosse Stufen hervorragend ausge-
bildeter Kristalle gab und gibt es selbstverständlich auch in den Bergen Skandinaviens.
Den langen, wahrhaft aufreibenden Transport mit den Gletschern haben aber nur
kleine Individuen heil überstanden, wir finden sie jetzt bei uns in kleinen Spalten
oder Hohlräumen der Gesteine. Mit der Lupe, oder besser noch mit dem Binokular,
können wir exakt ausgebildete Kristalle von farblosem oder weissem Calcit, Dolomit,
grünem Epidot, Fluorit und vielen anderen Mineralien beobachten.
Kleine Kristalle finden wir oft in den Hohlräumen aufgebrochener Feuersteine.
Kristallisationen im Feuerstein, Dänemark, Insel Møn
Verschiedene Glimmerarten sind immer wieder zu finden und der Melaphyr-Mandelstein
enthält gelegentlich kleine prächtig ausgebildete Achate.
Der Sand an unseren Badestränden ist nichts anderes als
aufgeriebenes Material aus den Bergen Skandinaviens.
Gelegentlich zeigt sich dieser Sand auf begrenzten Flächen in rötlicher oder fast schwarzer Farbe,
es sind die sogenannten Strand- oder Schwermineralseifen. Dabei handelt es sich um eine von
Wellen und Wind vorgenommene Sortierung verschiedener Minerale. An bestimmten begünstigten
Stellen sammelten sich die widerstandsfähigsten und spezifisch schwersten Minerale wie Magnetit,
Ilmenit, Granat, Zirkon, TurmaIin u.a., unter dem Binokular sehr schön anzusehen.
Aber es gibt im Geschiebe auch Minerale, zu deren Betrachtung es keiner Lupe bedarf.
Kaum ein Sammler verschmäht die radialstrahlig aufgebauten
messingfarbenen Markasitknollen.
Ein beliebtes Sammelobjekt ist schliesslich auch der Faserkalk, der seine Schönheit
jedoch erst erkennen lässt, wenn er angeschliffen und poliert ist. Dieses Mineral stammt
aber nicht aus Skandinavien. Es wurde nur im südlichen Dänemark, in Mecklenburg und
in Schleswig-Holstein anstehend erbohrt. Das der Faserkalk bei uns nun an der
Erdoberfläche auftaucht, ist aber wieder der aufwühlenden Tätigkeit
der Gletscher zu verdanken.
Quintessenz:
Wer mit offenen Augen unser Land durchstreift oder die Küste abwandert, wird feststellen,
dass die tote Materie "Stein" durchaus einer näheren Betrachtung wert ist.
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...wurden von einer viele Meter dicken Kies-, Sand bzw. Mergelschicht gebildet.
Die Inlandgletscher der Eiszeit haben ein buntes Durcheinander von Gesteinsschutt
aus Skandinavien, dem Baltikum und einem Gebiet, das heute von der Ostsee
bedeckt wird, nach Süden bzw. Südwesten transportiert und hier abgelagert.
Dabei wurde die Landschaft umgeformt: Berge wurden abgeschliffen,
Täler ausgeformt, die Tier- und Pflanzenwelt verdrängt oder vernichtet.
Die Ursache für die Vergletscherung Nordeuropas ist noch unbekannt.
Eine von mehreren Hypothesen vermutet ein rhythmisches Schwanken der Erdachse beim Umlauf
um die Sonne. Durch diese Pendelbewegung ändert sich der Einstrahlungswinkel der Sonne und
damit die mittlere Jahrestemperatur. Tatsache ist, dass vor ca. 1 - 1,2 Millionen Jahren die Nord-
halbkugel der Erde relativ plötzlich abkühlte. Milde und feuchtigkeitsgesättigte Meeresluft
kühlte über dem Festland ab.
Und das führte zu anhaltenden Schneefällen. Der abgelagerte Schnee wurde zu Firn und
der Firn zu Gletschereis. Eine Vorstellung vom Umfang des Schneefalls erhält man, wenn man
weiss, dass zur Bildung von 1 m Gletschereis eine 80 m dicke Schneeschicht erforderlich ist
und der Eispanzer in Skandinavien mehrere tausend Meter dick war.
Der Eisvorstoss erfolgte pulsierend, d.h., den einzelnen Eisvorstössen folgten Stillstandszeiten
und Abschmelzvorgänge, d.h. Rückzug der Gletscher. Durch das grosse Gewicht des Eispanzers
sank der Untergrund ab, ausserdem wurde das Eis durch sein hohes Eigengewicht plastisch und
versuchte, dem Druck auszuweichen. Das geschah durch eine langsame Fliessbewegung nach
Süden bzw. Südwesten. Die Eigenschaft, bei Druck plastisch zu werden, hat das Eis mit Salz
gemeinsam. Die grossen Salzlager im Untergrund Norddeutschlands wurden unter der zusätz-
lichen Eislast ebenfalls verformt, wichen zur Erdoberfläche aus und bildeten die bekannten
Salzstöcke. Beim Vordringen der Gletscher wurden im Nährgebiet festgefrorene
und beim Vordringen losgerissene Gesteine mitgeführt.
Den vom Eis verfrachteten Schutt bezeichnet man als Geschiebe.
Kennt man die Heimat eines Geschiebes, kann man Rückschlüsse auf die Bewegungsrichtung
des Eises ziehen. Das Heimatgebiet der Gesteine sollte dabei möglichst klein sein. Bei der
Kartierung der Funde ergibt sich ein trichter- bzw. fächerförmiges Verbreitungsgebiet.
Geschiebe, deren Ursprungsgebiet bekannt ist, bezeichnet man als Leitgeschiebe.
Bekannte Leitgeschiebe sind beispielsweise der Rhombenporphyr des Oslogebietes
und der Rapakivi-Granit, der von den Ålandinseln stammt. Geschiebe geben in vielen Fällen
Auskunft über früher vorhandene, aber vom Eis abgetragenene Schichten.
Mit Hilfe von Geschieben lässt sich auch eine Rekonstruktion früherer Meeresüberflutungen
in Nordeuropa durchführen. Gletscher haben die Landschaft Nordeuropas deutlich geformt.
End- und Seitenmoränen sind teilweise noch heute erkennbar. Sind eiszeitliche Bodenformen
der Verwitterung oder Bearbeitung zum Opfer gefallen, lässt sich die maximale Ausdehnung
der Gletscher trotzdem rekonstruieren.
Hilfsmittel dafür ist eine Geschiebeart, die durch ihre Festigkeit den Eistransport gut
überstanden hat und überall zu finden ist.
Es handelt sich dabei um Feuerstein aus der Oberkreide, der in allen Gebieten,
die vom Eis bedeckt waren, anzutreffen ist. Die Grenze der Vereisung bezeichnet
man daher auch als Feuersteingrenze.
Heimat der Geschiebe, vor allem der paläozoischen, ist Skandinavien, Finnland und das Baltikum.
Daher kommt der Kenntnis des Anstehenden einige Bedeutung zu. Anstehend ist ein Gestein,
das am Ursprungsort verblieben ist - im Gegensatz zum Geschiebe. Skandinavien bildet
zusammen mit Finnland die alte Gebirgsmasse Fennoskandia.
Rechnet man Lettland und Estland dazu, spricht man von Baltoskandia.
Der grösste Teil Skandinaviens besteht aus kristallinen und metamorphen Gesteinen.
Diese bilden die Unterlage für jüngere Sedimente. Der älteste "Anbau" an das prä-
kambrische Ureuropa ist das vom Nordkap bis Südnorwegen reichende kaledonische
Gebirge, das den grössten Teil Norwegens bedeckt.
Östlich davon taucht überall das alte Grundgebirge auf. Nur in einigen
Senkungsgebieten sind Reste der paläozoischen Sedimentdecke erhalten.
Am Ostrand von Småland beginnt ein zusammenhängendes Gebiet
mit Ablagerungen des Kambrium, Ordovizium und Silur.
Kristalline Gesteine wie Granite oder metamorphe Gesteine wie Gneise nehmen im Nährgebiet
der Gletscher grössere Flächen ein als Sedimentgesteine und sind deshalb häufiger im Geschiebe
vertreten. Ausserdem sind kristalline Gesteine gegen mechanische Einflüsse widerstandsfähiger.
Sedimentärgeschiebe sind seltener, beanspruchen aber ein grösseres Interesse, da sie
Fossilien enthalten. Im Nährgebiet der Gletscher stehen nahezu alle fossilführenden
Epochen an: Kambrium, Ordovizium und Silur in grossen Flächen, wenig Devon,
kein Karbon, Perm nur lokal. Trias und Jura in kleinen, Kreide und Tertiär in weiten
Gebieten. Entsprechend häufig sind die Anteile der Epochen an Sedimentärgeschieben.
Diese Sedimentärgeschiebe zeigen den Schichtaufbau des Anstehenden allerdings nur
ungenügend, da z.B. grosse Mengen kambrischer Alaunschiefer oder silurischer
Graptolithenschiefer vom Eis zermahlen wurden. Allgemein ist festzustellen, dass neben
kristallinen Gesteinen nur harte Kalke und Sandsteine den Eistransport gut überstanden haben.
Ein grosser Vorteil für Wissenschaftler und Sammler ist die Tatsache, dass die Sedimentärgeschiebe
aus Gebieten stammen, die tektonisch wenig beansprucht wurden und deshalb sehr gut erhaltenene
Fossilien enthalten. Einige Tiergruppen wurden erstmals aus Geschieben bekannt und beschrieben.
Tentaculiten, die zu den Weichtieren gerechnet werden, oder, als grösste Seltenheit, ein
Gliedertier aus dem Unterkambrium mit Namen Xenusion sind hier zu nennen.
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... oder Flint besteht aus reiner Kieselsäure, die in feinsten, regellos angeordneten Kristallen
ausgeschieden ist.
Die aufgelösten Skelettreste (Kieselgel) von Kieselpflanzen und Kieseltierchen wurden
durch allmählichen Wasserverlust zu amorphem Opal und schließlich zu feinkristallinem
Chalcedon umgewandelt. Feuerstein kann nur in einer basischen Umgebung entstehen,
also in kalkigen bzw. kreidigen Sedimenten.
Ebenso wie der häufig in der Kreide anzutreffende Pyrit ist Flint nicht ursprünglicher
Bestandteil des Sedimentes, sondern erst nachträglich darin ausgeschieden.
Der Zeitpunkt dieses Vorganges ist umstritten.
Charakteristisch für den Feuerstein ist seine grosse Härte und sein muscheliger Bruch.
Feuerstein kommt in Form unregelmäßiger Knollen vor. Er liegt lagenweise in den Schichten
der Schreibkreide. Feuerstein der Kreidezeit ist meist tiefschwarz, während solcher des Tertiärs
eine graue Farbe hat. Braune, rote oder gelbe Feuersteine sind durch Verwitterung entstanden,
ihre ursprüngliche Farbe ist in der Mitte des Steines meist noch erhalten.
Aufgrund seines Fossilreichtumes ist Feuerstein ein begehrtes Sammelobjekt.
Strandfunde: typische Steinkerne von Seeigeln in Feuersteinerhaltung
nur der "Innenabdruck" der Gehäuse blieb erhalten.
Am bekanntesten sind sicher die zahlreichen Seeigel-Arten, aber auch Muscheln,
Schwämme, Brachiopoden und Moostierchen sind sehr häufig zu finden. Korallen,
Belemniten, Seelilienstielglieder und Einzeller gehören ebenfälls zu den gewöhnlichen
Feuerstein-Fossilien, während Krebse, Schnecken, Ammoniten und Nautiliden
eher die Ausnahme sind.
Durch das Inlandeis wurde der Feuerstein bis nach Mitteldeutschland verschleppt.
Seine Verbreitungsgrenze, die Feuersteinlinie, kennzeichnet gleichzeitig die maximale
Ausdehnung der skandinavischen Gletscher.
Wegen der grossen Härte war Feuerstein während der Steinzeit ein
wichtiger Werkstoff für Waffen und Geräte.
Im 17. Jahrhundert wurde er zum Funkenschlag in Steinschlossgewehren (Flinten) verwendet.
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